Leben in großen Wohnsiedlungen - Jahrbuch 2013 des Kompetenzzentrums Großsiedlungen
in den Städten wachsender Regionen zieht die Nachfrage nach Wohnungen an, die Leerstände gehen gegen Null. Gefragt ist vor allem bezahlbarer Wohnraum, um Verdrängungsprozessen entgegenzuwirken und die vorhandenen Nachbarschaften zu stabilisieren. Gefragt sind aber auch Flächenpotenziale für ergänzenden Wohnungsbau, und zwar nicht auf der grünen Wiese, sondern innerhalb der Stadt. Diese aktuellen Erfordernisse bewirken, dass die großen Wohnsiedlungen des 20. Jahrhunderts mit neuem Blick wahrgenommen werden, nämlich als Wohnmilieus, die gutes, sicheres Wohnen und bezahlbares Wohnen bieten. Und die aufgrund ihrer oft aufgelockerten Baustruktur Platz für neues Bauen bieten. Für das Wohlbefinden der Bewohner ist die Nachbarschaft wichtig, ebenso die Qualität des Dienstleistungsangebots. Fühle ich mich unter meinen Nachbarn wohl? Werden meine Kinder gut betreut? Ist es nicht zu weit bis zur nächsten Verkaufsstelle? Wer unterstützt mich, wenn ich Hilfe brauche? Wo finde ich Kontakt, wenn ich mich einsam fühle? Das sind Fragen, die sich die Menschen stellen, bevor sie sic h für oder gegen ein Wohnquartier entscheiden. Die Jahrestagung des Kompetenzzentrums Großsiedlungen e.V. fand in diesem Jahr am 19. Juni 2013 im Berliner Brunnenviertel deshalb zum Thema "Leben in großen Wohnsiedlungen" statt. Diesem Thema widmet sich folgerichtig auch das Ihnen vorliegende dritte Jahrbuch unseres Vereins. Nachdem wir auf der Jahrestagung im vergangenen Jahr 2012 das Potenzial der großen Wohnsiedlungen für den Klimaschutz und die Energiewende diskutiert und anschließend publiziert hatten, bietet Ihnen dieses Buch eine Fülle von Beispielen für das soziale Engagement in den Nachbarschaften. Vorgestellt werden vielfältige Initiativen, von der Gründung neuer Treff- und Freizeitmöglichkeiten über neue Integrationskonzepte und Beteiligungsformen bis hin zur aktiven Betreuung von überforderten Nachbarschaften. Manchmal geht dabei die Initiative von der Wohnungswirtschaft aus, manchmal vom Quartiersmanagement, manchmal von der Schule oder einem sozialen Träger. In der Regel führt ein lokales Netzwerk vieler Akteure zum Erfolg. Die Arbeitsgruppe "Soziales" des Kompetenzzentrums unter Leitung unseres Vorstandsmitglieds Clemens Klikar hat wesentlich das Thema des vorliegenden Buches gestaltet und vertieft. Den Beispielen vorangestellt gehen drei Beiträge übergreifenden Fragen nach. So führt unser Vorstandsmitglied Maren Kern die von unserem Verein seit längerem vertretene Auffassung weiter aus, dass die großen Wohnsiedlungen sich von vermeintlichen "Sorgenkindern" zu Zukunftsquartieren wandeln. Angesichts der Herausforderungen, die eine älter werdende und auf den Klimawandel reagierende Gesellschaft stellt, könne man von einer Renaissance der großen Siedlungen sprechen. Nicht zuletzt wird beim Wohnungsneubau der Typus des durchgrünten Wohnquartiers mit guter wohnungsnaher Versorgung nach wie vor bevorzugt. Das Interesse an kostengünstig rationellem Bauen ist angesichts der Nachfrage gewachsen – hierbei können neue Projekte von den Erfahrungen aus dem bisherigen Siedlungsbau lernen. Sigrun Kabisch stellt anhand der Ergebnisse der einzigartigen soziologischen Längsschnitt-Studie über Leipzig-Grünau die enorme Wandlungsfähigkeit von großen Wohnsiedlungen dar. Diese drückt sich nicht nur baulich aus, sondern auch in den gewandelten Einstellungen der Bewohner zu ihrem Wohngebiet. Nach einer "Akzeptanz-Delle" Anfang der 1990er Jahre ist Grünau heute in der Wahrnehmung seiner Bewohner ein normales Leipziger Wohngebiet, die Zufriedenheitswerte haben dank eines massiven Erneuerungsprozesses wieder das Niveau der 1980er Jahre erreicht. Maren Harnack fragt in ihrem Zwischenruf nach dem Bild der großen Wohnsiedlungen in der Öffentlichkeit. Sie beschreibt dabei zum einen das Beharrungsvermögen eines verfestigten Negativ-Images, das teilweise noch von den Medien weitergetragen wird. Zum anderen verweist sie auf Veränderungen in der ästhetischen Wahrnehmung des Bauens der Moderne, das vor allem von Jüngeren ausgeht und auf dem Weg zu sein scheint, die gesellschaftliche Mitte zu erreichen. Viel Spaß bei der Lektüre dieser Publikation! Dr. Bernd Hunger VereinsvorsitzenderKompetenzzentrum Großsiedlungen e. V. Das Buch ist leider nicht komplett vergriffen! ISBN 978-3-00-044463-0
|
Nehmen Sie Kontakt auf!
Kompetenzzentrum
Großsiedlungen e.V. Riesaer Straße 2 12627 Berlin Germany Telefon: +49 30 9940 1242 Telefax: +49 30 9940 1244 E-Mail: info@gross-siedlungen.de www.gross-siedlungen.de |