Die Moderne weiter bauen – Potenziale und Grenzen bei der Weiterentwicklung der Wohnsiedlungen des 20.Jh.
Das Bauhaus-Jubiläum war für das Kompetenzzentrum Großsiedlungen Anlass, an die Folgen des zu Beginn der 1920er Jahre entwickelten Konzeptes eines grundlegend veränderten, sozial orientierten Wohnungsbaus zu erinnern.
Am Freitag, den 25. Oktober 2019 fand die Jahrestagung unter dem Motto: "Die Moderne weiter bauen – Potenziale und Grenzen bei der Weiterentwicklung der Wohnsiedlungen des 20.Jh." statt und knapp 80 Teilnehmer nahmen dieses besondere Angebot an.
Senatorin Katrin Lompscher betonte: „Die Wohnsiedlungen des 20. Jahrhunderts prägen das Berliner Stadtbild bis heute. Auch bei der Planung und dem Bau unserer neuen Stadtquartiere orientieren wir uns an den Werten, die schon in den 1920er Jahren galten: Die neuen Quartiere sollen ein guter Platz zum Leben sein, mit Sonne, Licht, viel Grün und natürlich einer guten Infrastruktur. Weil Berlin weiter-wächst – bis 2030 werden in unserer Stadt rund 200.000 neue Wohnungen gebraucht – ist es zudem unsere Aufgabe, auch bestehende Siedlungsstrukturen qualitätsvoll weiterzuentwickeln und dabei einen echten Mehrwert für die alte und neue Bewohnerschaft zu generieren.“
In ihrem Rückblick auf den Siedlungsbau der 1950er bis 1990er Jahre zeigte die ehemalige Stadtbaurätin von München, Christiane Thalgott, dass prägende Prinzipien der am Bauhaus, aber auch von Martin Wagner und Bruno Taut in Berlin oder von Ernst May in Frankfurt/M. entwickelten neuen Wohnsiedlungen ihre Gültigkeit nicht verloren hatten, sondern – modifiziert, in größerem Maßstab und unterschiedlicher Qualität – im praktischen Wohnungs- und Siedlungsbau angewendet wurden. Reiner Nagel verwies als Vorstand der Bundesstiftung Baukultur darauf, dass die damaligen baukulturellen Ansprüche auch für den Bau neuer Quartiere sowie für die Sanierung des Bestandes Maßstäbe gesetzt haben. Wie Sanierung und Weiterbau in hoher baukultureller Qualität gelingen können, zeigte Architekt Winfried Brenne am Beispiel der Berliner Welterbesiedlung Schillerpark. in einem sehr persönlichen "Spaziergang von Goethes Gartenhaus nach Hellersdorf" zeigte Dr. Bernd Hunger auf, was das BAUHAUS mit dem Kompetenzzentrum Großsiedlungen zu tun hat. Peter Stubbe, Vorstand der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Gewoba in Bremen, schilderte die Erneuerung der Stadtteile Neue Vahr und Osterholz – Tenever. Das Unternehmen verbindet die Sanierung des Bestandes mit ergänzendem Wohnungsbau. Der „Bremer Punkt“ bietet den vorhandenen Nachbarschaften jene Wohnformen an, die im Umfeld fehlen und nachgefragt sind. „Im Unterschied zur Moderne zur Zeit des Bauhauses wird vom heutigen Wohnungsbau vor allem ein Beitrag zur Innenentwicklung der Städte erwartet“, betonte Ingo Malter, Vorstand der Berliner Wohnungsbaugesellschaft „STADT UND LAND“. Die Frage dabei ist: Wie kann ergänzendes Bauen betrieben werden, ohne vorhandene Qualitäten zu schmälern und die Nachbarschaften zu überfordern? „Auch wenn aktuell die Quantität neugeschaffenen Wohnraums im Vordergrund steht, werden kommende Generationen eher die Qualität des Geschaffenen hinterfragen“ ist sich Ingo Malter sicher. Bernd Hunger, Vorstand des Kompetenzzentrums, resümierte: „Unsere Tagung hat nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft großer Wohnsiedlun-gen beleuchtet, die einen erheblichen Beitrag zur sozial ausgewogenen Wohn-raumversorgung leisten“. Die Beispiele hätten gezeigt, dass die sozialen und städtebaulichen Leitlinien der Moderne keineswegs obsolet sind, sondern auch den aktuellen Siedlungsbau prägen – freilich unter gravierend veränderten tech-nologischen und sozialen Bedingungen Triennale der Modern 2019 - Jahrestagung des Kompetenzzentrum Großsiedlungen e.V.
Jahrestagung des Kompetenzzentrum Großsiedlungen e.V.
- Die Moderne weiter bauen – Potenziale und Grenzen bei der Weiterentwicklung der Wohnsiedlungen des 20.Jh. am Freitag, 25. Oktober in Berlin, Landesvertretung Bremen, Hiroshimastraße 24 in 10785 Berlin-Mitte ZEIT: 14:00 bis 17:00 Uhr Vor der Tagung werden ab 10 Uhr Exkursionen angeboten, die typische Beispiele des Nachwirkens von Prinzipien des Wohnungsbaus der Moderne in Berlin zeigen. • Tour West: Hufeisensiedlung – Gropiusstadt • Tour Ost: Karl-Marx-Allee – Fennpfuhl – Marzahn - Hellersdorf Das Programm der Tagung steht hier als Download zur Verfügung! des zu Beginn der 1920er Jahre entwickelten Konzeptes eines grundlegend veränderten, sozial orientierten Wohnungsbaus zu erinnern und diese aktuell einzuordnen. Die Jahrestagung ist Teil der in Weimar, Dessau und Berlin geplanten Veranstaltungen zur „Triennale der Moderne 2019“ und wird von der Deutschen Klassenlotterie Berlin gefördert. Unser Anliegen ist es, nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft großer Wohnsiedlungen auszuleuchten, die nicht nur angesichts des aktuell bestehenden Wohnraummangels einen erheblichen Beitrag zur sozial ausgewogenen Wohnraum-Versorgung leisten. Der Rückblick auf den Wohnungsbau in der zweiten Hälfte des 20.Jh. zeigt, dass prägende Prinzipien der am Bauhaus, aber auch von Martin Wagner und Bruno Taut in Berlin oder von Ernst May in Frankfurt/M. entwickelten neuen Wohnsiedlungen ihre Gültigkeit nicht verloren hatten, sondern – modifiziert, in größerem Maßstab und in unterschiedlicher Qualität –weiter angewendet wurden. Heute ist von Interesse, welche Erfahrungen des Siedlungsbaus, die am und im Umfeld des Bauhauses gemacht wurden, bei der Erneuerung des Bestandes weiterhin Gültigkeit haben und welche hingegen überholt sind. Im Unterschied zur Moderne zur Zeit des Bauhauses wird vom heutigen Wohnungsbau vor allem ein Beitrag zur Innenentwicklung der Städte erwartet. Unsere Studie „Bauen in Nachbarschaften“ ist deshalb folgender Frage nachgegangen: Wie weit kann ergänzendes Bauen betrieben werden, ohne vorhandene Qualitäten zu schmälern, die Nachbarschaften zu überfordern bzw. den Charakter der Siedlungen zu konterkarieren? In der Studie „Prinzipien für den Bau neuer Wohnquartiere“ haben wir aufgezeigt, dass die Leitlinien der 1920er Jahre Moderne keineswegs obsolet sind, sondern auch den aktuellen Siedlungsbau prägen. Die Moderne wird in einem ästhetisch wie funktional eng an die ursprünglichen Intentionen angelehnten Sinne in neuen Siedlungen und Quartieren weitergebaut – freilich unter gravierend veränderten technologischen und sozialen Bedingungen. Die Themen „Erneuern und Weiterbauen“ werden auf der Tagung anhand von Beispielen aus den 1920er Jahren bis hin zum aktuellen Wohnungsbau diskutiert.
|