Großsiedlungen - Wohnen mit Zukunft
Auf der EXPO REAL diskutierten Preisträger des Wettbewerbs „Energetische
Sanierung von Großwohnsiedlungen“ über die Zukunftsfähigkeit der großen Wohngebiete der 1920er bis 1980er Jahre
Hella Dunger-Löper skizzierte die Strategie des Berliner Senats, ganzheitlich und mit langem Atem an die Erneuerung der Großsiedlungen heranzugehen. Dabei kann auf den Erfahrungen aufgebaut werden, die bei der Sanierung der großen industriell errichteten Wohngebiete im Ostteil der Stadt gesammelt wurden. Jörg Franzen von der Berliner GESOBAU bestätigte diesen Ansatz: Im Märkischen Viertel wird die grundhafte energetische Sanierung verbunden mit der Schaffung eines barrierearmen Wohnmilieus und begleitet durch eine sensible soziale Betreuung der Mieterinnen und Mieter. Langfristiges Ziel ist eine CO2-neutrale Siedlung. Lutz Freitag verwies darauf, dass vor dem Hintergrund der demografischen wie sozialen Entwicklung die Großsiedlungen als grüne Wohnstädte für die Wohnraumversorgung breiter Bevölkerungsschichten unverzichtbar sind. Hier muss sich, konkret vor Ort und in den alltäglichen Begegnungen innerhalb der Nachbarschaften, die soziale Integration bewähren. Gefragt sei die enge Partnerschaft von Wohnungswirtschaft und öffentlicher Hand, wie sie im Märkischen Viertel mustergültig praktiziert werde.
Im Karlsruher Südwesten, einem Gebiet des gleichen Baualters setzt die Volkswohnung GmbH ein von Dr. Thomas Hain vorgestelltes Sanierungskonzept um, das u.a. die energetische Sanierung baugleicher Häuser in unterschiedlichen Varianten mit anschließendem Energie-Monitoring beinhaltet. Dass Abriss und Teilrückbau verbunden werden können mit hochwertiger Aufwertung der verbleibenden Wohngebäude und des Wohnumfeldes, erläuterte Dr. Jürgen Hesse anhand des Vorgehens der Eisenbahner- Wohnungsbaugenossenschaft in Dresden-Gorbitz. Kirsten Fichtner beschrieb, wie ihre kommunale Gesellschaft das Plattenbaugebiet Stadtfeld am Stadteingang Wernigerodes so aufwerten will, dass massive Energieeinsparung mit einem attraktiven Beitrag zum Stadtbild einhergeht. Parallel zur Wohngebäudesanierung soll die soziale Infrastruktur im Gebietszentrum und dessen Erscheinungsbild verbessert werden. Das geht nur in enger Partnerschaft mit der Stadt. Horst-Achim Kern verwies darauf, dass energetische Sanierung zu tragbaren Kosten möglich sein muss, um nicht nur Leuchttürme zu fördern, sondern Breitenwirkung zu erzielen. Und zwar zu bezahlbarer Miete, denn die sozialen Probleme werden zukünftig eher wachsen. Es bietet sich seines Erachtens an, das in Berlin - Hellersdorf angesiedelte Kompetenzzentrum Großsiedlungen e.V. zu nutzen, um die öffentliche Diskussion über die Zukunft des Wohnens in den großen Siedlungen positiv zu besetzen und voranzubringen. Dr. Bernd Hunger, der als Vorsitzender des Kompetenzzentrums das Gespräch moderierte, fasste zusammen: Das Wohnen in der Großsiedlung hat Zukunft. Der Wettbewerb des BMVBS hat gezeigt, dass die mehrgeschossige Wohnform, der Städtebau und die professionelle Vermieterstruktur in Großsiedlungen gut geeignet sind, um Belange des Klimaschutzes zu verbinden mit Konzepten für den sozialen Zusammenhalt der Nachbarschaften, für den Stadtumbau und für das Berücksichtigen neuer Wohnbedürfnisse. Das Kompetenzzentrum Großsiedlungen e.V. bietet sich als bundesweite Plattform für den Erfahrungsaustausch an. In diesem Zusammenhang berichtete Dr. Hunger auch über Projekte des Vereins, insbesondere informierte er über die EU-INTEREG-Projekte Urb.Energy und Longlife an den das Kompetenzzentrum als Partner beteiligt ist. |