Eine kleine Stadt im Westen der Ukraine mit ca. 13.000 Einwohnern, möchte energiepolitische
Geschichte schreiben: In Zhovkva (Gebiet Lemberg) soll im Rahmen des vom Ost-Ausschuss initiierten Pilotprojekts „Energieeffiziente Stadt“ die kommunale Infrastruktur unter Beteiligung deutscher Unternehmen grundlegend modernisiert werden.
Vorbild sind dabei Kommunen in Deutschland, deren Energieversorgung in den letzten Jahren dank Sanierung von öffentlichen und privaten Gebäuden sowie den städtischen Versorgungsnetzen umweltfreundlicher und Ressourcen schonender gestaltet werden konnte.

Die Idee zu diesem Projekt entwickelte der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft im Sommer 2011 anlässlich eines Treffens mit dem ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch.
Die Ukraine steht auf Grund der Abhängigkeit vom teurem russischem Gas unter großem politischem Druck. Die Modernisierung der kommunalen Infrastruktur verspricht enorme Einsparpotentiale und wird in der Ukraine als viel versprechende Möglichkeit gesehen, mehr Unabhängigkeit in der Energieversorgung zu erreichen. Am Beispiel von Zhovkva sollen in
Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Ministerium für Regionalentwicklung beispielhaft Instrumente und Mechanismen zur energieeffizienten Sanierung entwickelt werden, die sich auf andere ukrainische Städte übertragen lassen.
Für den Teil der Gebäudeoptimierung wurde der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, auf Grund des Projektes in Dnepropetrowsk, auf das Kompetenzzentrum Großsiedlungen aufmerksam und beide innitierten gemeinsam erfolgreich einen Antrag beim GIZ.

Die Aufgabe des Kompetenzzentrum Großsiedlungen besteht in diesem Projekt im Wesentlichen darin:
- eine Überprüfung vorhandener technischer Analysen der ukrainischen Seite für vier Wohngebäude und einem Kindergarten hinsichtlich ihrer Vollständigkeit und Nutzbarkeit für das Modellprojekt vorzunehmen
- einen Maßnahmeplan der Sanierung und Modernisierung der Gebäude zu erstellen
- eine Kostenrechnung für das Modellprojekt zu erarbeiten und deren Umsetzung auf Basis ukrainischer Haushaltsmittel zu überprüfen
- Handlungsempfehlungen für die ukrainische Regierung zur Absicherung der geplanten Maßnahmen im Rahmen der energieeffizienten Sanierung in Zhovkva vorzuschlagen
und
- die Stadt Zhovkva bei der Implementierung eines eigenen Monitoring zur Erreichung von Energieeffizienzzielen zu unterstützen und hierfür Handlungsempfehlungen erarbeiten.

Nach einer ersten Bestandsaufnahme der vier Wohngebäude und eines Kindergartens im Juli 2013, die vom Ingenieurbüro Drees & Sommer, mit Mitarbeitern des Kiewer Büros, durchgeführt wurde, lassen sich derzeit folgende Punkte feststellen:
1. Die ukrainischen Normen zur Sanierung und Modernisierung, insbesondere die energetischen Anforderungen, entsprechen fast der deutschen EnEV 2009.
2. Die Einsparungspotenziale für Heizenergie bei den Wohngebäuden liegen bei deutlich über 60%, ohne Berücksichtigung der Leitungsverluste.
3. Für den untersuchten Kindergarten kann zum derzeiztigen Zeitpunkt keine Empfehlung für eine Sanierung und Modernisierung gegeben werden. Der desolate bautechnische Zustand und vor allem, ein seit langer Zeit unter Wasser stehender Keller, machen zusätzliche Untersuchungen notwendig.
4. Eine zusätzliche juristische Überprüfung der tatsächlichen Eigentümersituation, insbesondere zur Frage der Übertragung des Gemeinschaftseigentums an die Wohnungseigentümer, ist notwendig, um darauf Empfehlungen für ein angedachtes Förderprogramm ableiten zu können.