Nachruf
 
Hartmut Großhans 21.1.1934 – 6.12.2020
Prof. Dr. Hartmut Großhans ist am 6.12.2020 im Alter von 86 Jahren verstorben. Gegangen ist eine Persönlichkeit, die wie nur wenige andere soziale Verantwortung und Baukultur in der gemeinwohlorientierten Wohnungswirtschaft verankert haben.
Nach dem Studium der Architektur und der Sozialwissenschaften hat er sich am Nürnberger SIN-Institut für Stadtforschung und Entwicklungsplanung frühzeitig dem experimentellen Wohnungsbau zugewendet. Aufbauend auf diesen ersten Erfahrungen war er 27 Jahre lang, von 1972 bis 1999, als Referatsleiter für Wohnungs- und Städtebau, Forschung und Entwicklung des GdW das „Gesicht“ der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft für Planer und Architekten. Gemeinsam mit Irene Wiese von Ofen vom Deutschen Städtetag hat er 1986 die AG KOOPERATION ins Leben gerufen, zu der bald darauf auf Initiative von Carl Steckeweh hin der BDA als dritter großer Bundesverband gehörte.
Hartmut Großhans war wesentlich beteiligt an der konzeptionellen Grundlage des Bauherrenpreises, der als im Bereich des Wohnungsbaus unangefochten wichtigster Wettbewerb im nächsten Jahr seinen 35. Geburtstag feiert. Die ganzheitliche Idee dieses Preises, der den Bauherren in den Mittelpunkt stellt, aber ebenso die Architekten und die Planer in den Städten würdigt, spiegelt seine große Stärke wider: er konnte ganz unterschiedliche Disziplinen und Menschen zusammenbringen, und das mit großer Leidenschaft und Konsequenz.
Baukultur im Wohnungsbau voranzubringen war die eine Leitplanke seines Schaffens, die er untrennbar mit seinem zweiten großen Anliegen verband: nämlich soziale Verantwortung und Nutzerperspektive im unternehmerischen Handeln der Wohnungsunternehmen zu verankern. Als Nutzerbeteiligung noch in den Kinderschuhen steckte und Soziales Management selbst als Begriff noch nicht existierte, hat Hartmut Großhans mit seinen vielen vom GdW publizierten Artikeln und Arbeitshilfen gute Beispiele bundesweit bekannt gemacht. Die „soziale Brauchbarkeit“ im Wohnungsbau hat er immer wieder eingefordert.
Hartmut Großhans hat sein Leitbild des sozialen Wohnens mit Leidenschaft in der Lehre vermittelt, als Honorarprofessor an der Ruhr Universität Bochum und an der FWI Führungsakademie der Wohnungswirtschaft. Dort entwickelte er Konzepte, die heute zu den anerkannten Grundlagen der Lehre an der EBZ Business School, der wichtigsten Hochschule der Immobilienwirtschaft in Bochum, gehören.
Hartmut Großhans war eine gesellige und fröhliche, das Leben sichtlich genießende, barocke Erscheinung. Kaum denkbar, sich ihn ohne Pfeife im Mund vorzustellen. Kongenial war sein Zusammenspiel mit Carl Steckeweh, zweier Menschenfreunde, die gemeinsam mit Irene Wiese von Ofen den besonderen Charakter der AG KOOPERATION geprägt haben: als Gesprächskreis von Architekten, Unternehmern und Kommunalpolitikern, der Debatten innerhalb seiner drei Verbände anregt und auf der persönlichen Ebene freundschaftlich miteinander verbunden ist.
Wenn Hartmut Großhans heute auf die gemeinwohlorientierte Wohnungswirtschaft blicken würde, dürfte er zufrieden sein. Dass das Zusammenspiel von sozialer Verantwortung, baukulturellem Anspruch und wirtschaftlicher Tagbarkeit prägend für das Handeln vor allem der vom GdW vertretenen Wohnungsunternehmen ist, dürfte nicht unwesentlich sein Verdienst sein.
Bernd Hunger, 14.12.2020