Jahrestagung 2012 in Nürnberg
 

Klimaschutz und Energiewende - das Potenzial der großen Wohnsiedlungen

Die Jahrestagung des "Kompetenzzentrums Großsiedlungen e.V." 2012 in Nürnberg machte deutlich: Die großen Wohnsiedlungen leisten einen zentralen Beitrag zum Klimaschutz

Bei der klimagerechten Innenentwicklung der Städte spielen die großen Wohnsiedlungen, die seit den 1920er Jahren für breite Schichten der Bevölkerung errichtet wurden, eine Vorreiter - Rolle.
Das Anliegen der Nürnberger Tagung des "Kompetenzzentrums Großsiedlungen e.V." am 21.6.2012 war der bundesweite Austausch darüber, welchen besonderen Beitrag die großen Wohngebiete zu Klimaschutz und Energieeinsparung leisten können – und zwar so, dass die gefundenen Lösungen für die Bauherren wirtschaftlich tragbar und für die Mieter bezahlbar sind.

Lutz Basse, Vorstandsvorsitzender der SAGA GWG Hamburg, wies auf den zentralen Beitrag der Wohnsiedlungen für die integrierte Stadtentwicklung hin. Die Mehrzahl der Hamburger Mieter lebe in Wohnsiedlungen. Ohne deren behutsame Erneuerung und Weiterentwicklung sei weder eine verantwortungsvolle soziale Wohnraumversorgung zu gewährleisten noch ein stadtstrukturell bedeutsamer Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende zu erbringen.

Für eine sozialverträgliche Erneuerung der Wohnsiedlungen sei die Politik gefordert, betonte Xaver Kroner, Verbandsdirektor des VdW Bayern. Es ginge nicht an, dass die Anforderungen im Bereich der Energieeffizienz, des barrierefreien Bauens etc. immer höher geschraubt würden und die Förderung hinter dem für bezahlbares Wohnen erforderlichen Maß zurückbleibt.

Dr. Ulrich Hatzfeld vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung schilderte die Initiativen des Bundes zur Unterstützung des klimagerechten Stadtumbaus in den großen Wohnsiedlungen. Vor allem das neue KfW – Programm zur energetischen Stadtsanierung wäre geeignet, um auf der Ebene ganzer Wohnquartiere die gebäudebezogene Erneuerung zu unterstützen.

Dr. Bernd Hunger wies als Vereinsvorsitzender des Kompetenzzentrums darauf hin, dass Klimaschutz und Energiewende einen neuen Blick auf die Zukunftschancen der großen Wohnsiedlungen bewirkt haben. Die auf der Konferenz vorgestellten Beispiele aus Nürnberg, Wernigerode und Hannover hätten gezeigt, wie kreativ und effektiv die großen Siedlungen energetisch erneuert werden können, allerdings nicht zum Nulltarif.


Wieso tut sich die Öffentlichkeit so schwer, die großen Wohnsiedlungen positiv wahrzunehmen? Woher die Vorurteile?
Der Architekturkritiker Wolfgang Kil hat auf unserer Konferenz treffend beschrieben: Diejenigen, die über die Siedlungen schreiben bzw. filmen und das öffentliche Meinungsbild beeinflussen, wohnen in der Regel nicht dort. Da sie den dortigen Lebensalltag kaum kennen, reproduzieren sie Bilder und Meinungen, die sich seit den 1970er Jahren verfestigt haben. Immer wieder vorgeführt wird eine Handvoll großer Siedlungen, die in den 1980er Jahren aufgrund hoher Dichte und verfehlter Belegungspolitik zu sozialen Brennpunkten geworden sind.

Das heißt, wenige Bilder führen zu einer insgesamt verzerrten Wahrnehmung?
Das ist leider so. Horrorszenarien kommen besser an als Erfolgsstorys. Schablonen und Klischees sind einfacher vermarktbar als differenzierte Betrachtungen. Mit der Mehrheit der seit den 1920er Jahren entstandenen, sozial stabilen und durchgrünten Siedlungen in Ost wie West haben die gern verwendeten Bilder grauer Betonsilos und beklemmender Angsträume nichts zu tun. Ärgerlich ist, dass das vielerorts seither stattgefundene erfolgreiche Erneuerungsgeschehen gern ausgeblendet bleibt und stattdessen immer wieder die gleichen Stereotype wiederholt werden.

Was kann man gegen die nach wie vor vorhandene Tendenz zur Stigmatisierung der Siedlungen tun?
Dagegen anzugehen heißt, ein dickes Brett zu bohren. Und zwar durch möglichst vielfältiges Publizieren, durch das Angebot von Rundgängen und Erfahrungsaustauschen oder durch innovative Projekte, die Aufsehen erregen und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich ziehen. Genau das ist die recht mühselige aber lohnenswerte Aufgabe, der sich das Kompetenzzentrum Großsiedlungen e.V. stellt.

Anlässlich der Konferenz, die ca. 80 Akteure aus Wohnungs- und Bauwirtschaft, Bürgerschaft, Politik und Planungsbüros zusammengeführt hat, erschien die Publikation "Klimaschutz und Energiewende – das Potential der großen Wohnsiedlungen", die unter info@gross-siedlungen.de beim Kompetenzzentrum Großsiedlungen e.V. kostenfrei bestellt werden kann.

Das Kompetenzzentrum bedankt sich bei der wbg Nürnberg für die Unterstützung bei der Organisation der Veranstaltung und insbesondere Herrn Dieter Barth.
  • Impressionen von der Jahrestagung in Nürnberg 2012
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  • Publikation 2012: Klimaschutz und Energiewende
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