Kompetenzzentrum vor Ort - Ein spannender Tag in Lübbenau / Spreewald
Regelmäßig geht das Kompetenzzentrum auf Tour. Mit seiner Ausstellung „Große Wohnsiedlungen >> Wohnen mit Zukunft“ sucht es Orte auf, an denen diese Zukunft soeben dabei ist, Gegenwart zu werden. Am 27. September stand Lübbenau auf dem Reiseplan. Dort ist die Neustadt beispielhaft dafür, wie sich eine Wohnsiedlung im Spannungsfeld zwischen wachsenden und schrumpfenden Märkten zum Positiven verändert.
Lübbenau gehört eindeutig zur zweiten Gruppe, wie ein ausführlicher Rundgang durch die Neustadt sehr schnell klar machte. Diese Großsiedlung, ursprünglich als Werkssiedlung für ein 1959 in Betrieb gegangenes Braunkohlekraftwerk errichtet, bekam mit der Stilllegung des Kraftwerks im Jahr 1996 das Thema „Schrumpfung“ mit Macht auf die Tagesordnung gesetzt – lange bevor der „Stadtumbau“ in Brandenburg als Thema offiziell ausgerufen wurde.
Lübbenau fand für den machtvollen Aufruf kraftvolle Antworten. Seit Jahren ist die Spreewaldstadt als Beispiel des gelingenden Stadtumbaus in einer Großsiedlung im Gespräch. Wie dieser Umbau im Detail funktioniert, war das Er-kenntnisinteresse von „Kompetenzzentrum vor Ort“. Bei einem ausführlichen Rundgang, den neben dem Geschäftsführer der WIS Wohnungsbaugesellschaft im Spreewald mbH, Michael Jakobs, auch Stadtverordnete und Neustadtbewohner begleiteten, gab es darum auf sehr konkreten Fragen ebenso konkrete Antworten.
Gutes Nutzungskonzept statt Abriss
Ein Beispiel ist das „Spreewaldhaus “, einem 13geschossigen Hochhaus in zentraler Lage, das nach jahrelangem Leerstand bereits zum Rückbau vorgesehen war. Hier konnte Michael Jakobs erläutern, wie sich durch die Idee Barrierefreiheit + Servicewohnen auch ein Gebäude mit eigentlich schwer vermietbaren Kleinwohnungen erhalten und in die Zukunft bringen lässt. Die Umbauzeit: 2004 – 2006. Das Ergebnis: Vollvermietung und ein Deutscher Bau-herrenpreis in der Kategorie „Hohe Qualität – Tragbare Kosten“. Und die guten Ideen nehmen kein Ende: 2017 wollen Mieter die Dachterrasse des Spreewaldhaues in 44 Meter Höhe zu einem touristischen Aussichtspunkt machen.
Das Modell Teilrückbau erfolgreich umgesetzt
400 Meter weiter auf dem Neustadtrundgang trat Lübbenau den Beweis an, dass Plattenbauten (Hier der Typ P1, Laststufe 5,0 t, Querwandkonstruktion, 2,4 bis 3,6 m Deckenspannweite, entwickelt 1961-62) sich sehr wohl an aktuelle Wohnanforderungen anpassen lassen:
• Im Quartier „Neue Freundschaft“ wurden 2014-15 nach Rückbau von Geschossen die verbliebenen Segmente entkernt und durchgreifend umgebaut. Es entstand ein vielfältiger Mix differenzierter Wohnungstypen zwischen 65 und 100 m2 Wohnfläche. Alle Wohnungen sind über Aufzüge barrierefrei erschlossen. Sie werden durch einen Service-Pavillon, einen Conciergedienst und eine Betreiberpartnerschaft der WIS mit der Arbeiterwohl-fahrt zu einer Adresse für selbständiges Wohnen im Alter, ergänzt durch medizinische und pflegerische Angebote.
• Den Häuserzeilen im „Rosenviertel“ sieht man ihren Ursprung als Platten-bau aus, keiner Richtung mehr an. Die P1-Zeilen wurden hier zu klassischen Einfamilien-Reihen-häusern mit Walmdach und Garten. Und sie tragen seit ihrer Fertigstellung 2004 dazu bei, dass Familien mit Eigenheimwunsch nicht aus der Neustadt wegziehen müssen. Das Wohneigentumsangebot einen Steinwurf von zwei Kindergärten, einer Gesamtschule und dem Spreewaldstadion mit seinen Sport- und Freizeitangeboten hat sich als starker Faktor für die Erhaltung der sozialen Vielfalt der Lübbenauer Neustadt bewährt.
Ideentransfer im Gespräch
Der Stadtrundgang erwies sich als reichhaltige Diskussionsgrundlage für das anschließende Podiumsgespräch, mit dem die Ausstellung des Kompetenzzentrums „Große Wohnsiedlungen >> Wohnen mit Zukunft“ eröffnet wurde. Vertreter des BBU und des Potsdamer Bauministeriums kamen mit den örtlichen Akteuren der Lübbenauer Neustadt und mit Dr. Bernd Hunger vom Kompetenzzentrum schnell darüber ins Gespräch, welche Lübbenauer Stadtentwicklungsideen transfertauglich sind für andere Städte, Bundesländer und, gemäß dem internationalen Arbeitsansatz des Zentrums, für andere Länder mit Großsiedlungsbeständen. Oder, wie es zwei Bewohnerinnen der Neustadt, befragt unter einer Pergola nicht weit von der „Neuen Freundschaft“, ausdrückten: „Hier hat man in den letzten Jahren viel richtig gemacht. Und jetzt lebt es sich einfach gut.“
-
Programm in Lübbenau
Download [pdf | 536 KB]
Zukunft von Wohnsiedlungen im Spannungsfeld von wachsenden und schrumpfenden Märkten
Die WIS Wohnungsbaugesellschaft im Spreewald GmbH und das Kompetenzzentrum Großsiedlungen laden ein zu einer Podiumsdiskussion und Ausstellungseröffnung am:27. September 2016 um 17 Uhr
Rathaus Lübbenau Spreewald
Ab 14 Uhr findet ein Stadtrundgang zum Stadtumbau in Lübbenau/Spreewald statt.
Die weitere Entwicklung, die Chancen und Möglichkeiten, aber auch die Risiken einer Stadt und Region im Spannungsfeld zwischen Wachstum, Stagnation und Schrumpfung wird in einführenden, gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung, Impulsreferaten und einer anschließenden Podiumsdiskussion hinterleuchtet und diskutiert.
Die Impulsreferate:
"Entwicklung von Wohnungsbeständen im Spannungsbogen wachsender und schrumpfender Märkte"; Maren Kern - Vorstandsmitglied des BBU
"Stadtentwicklung auf Basis zukünftiger gesellschaftlicher Anforderungen"; Helmut Wenzel - Bürgermeister der Stadt Lübbenau/Spreewald
"Projekt- und Bestandsentwicklung in der Lübbenauer Neustadt"; Michael Jakobs - Geschäftsführer der WIS Wohnungsbaugesellschaft im Spreewald GmbH
Die Veranstaltung wird gemeinsam von der WIS Wohnungsbaugesellschaft im Spreewald GmbH und dem Kompetenzzentrum Großsiedlungen in Kooperation mit der LÜBBENAUBRÜCKE und der Stadt Lübbenau veranstaltet.
Das Programm und Anmeldung können hier herunter geladen werden.
Wir freuen uns über Ihr Interesse und Ihre Teilnahme!
Programm und Anmeldung